MUDs
Ein MUD kann vieles sein: Rollenspiel, Chat, Treffpunkt, Hobby,
Beschäftigung, Programmierübung, Arbeit, ...
Den Begriff genau zu erklären ist also nicht ganz so einfach,
vielleicht sollte ich ganz von vorne anfangen
.
Die Abkürzung MUD steht für Multi User
Domain oder auch Multi User Dungeon,
also "Gegend" oder "Verlies" (Hilfe!) für
mehrere Benutzer bzw. Spieler. Ein MUD stellt eine virtuelle Welt zur
Verfügung, in die man sich via Internet einloggen kann. Ihren
Ursprung haben MUDs im Rollenspiel. Man
schlüpft dabei in die Rolle eines "Charakters"
mit dem man die (virtuelle, ursprünglich vom Spielleiter beschriebene)
Umgebung durchwandern, andere Charaktere treffen,
Rätsel und Abenteuer (sog. Quests) lösen, ... kann.
Die meisten MUDs beschreiben
(ganz in der Tradition des Rollenspieles)
Fantasy-Welten mit Drachen, Elfen, Rittern, Magiern, Zwergen u.dgl.
Es gibt aber auch MUDs aus dem Sience-Fiction-Genre oder solche, die
die reale Welt wiederspiegeln. Ausserdem wird dieses Konzept auch
manchmal für virtuelle Lern- oder Forschungsumgebungen angewandt.
MUDs im eigentlichen Sinne
präsentieren sich dabei meist rein
textbasierend, sind also nicht unbedingt mit anderen (grafischen)
Online-Spielen gleichzusetzen. Die Beschränkung auf Textein-
und ausgabe stellt allerdings keinen großen Nachteil dar, da
es beim Rollenspiel am Spieler selbst liegt, sich in die Welt
hineinzuversetzen – eben seine Rolle zu spielen. Statt Bleistift und
Papier, Spielleiter und Würfeln wird die Welt in diesem Fall eben
von einem Computerprogramm generiert.
Hier erweist sich das karge Textinterface als Vorteil: Keine noch so
gute Grafik, kein noch so ausgefeilter Soundtrack kann jemals an das
heranreichen, was wir uns in unseren Gedanken ausmalen und vorstellen
können. Mit unserer Phantasie können wir aus einer kurzen
Beschreibung in Form von Text (MUD) oder gesprochenen Worten (klassisches
Rollenspiel) Welten entsehen lassen, wie sie kein Computerspiel
jemals bieten wird.
Ein weiterer Vorteil des einfachen Textinterfaces ist es, dass die Welt sehr leicht erweitert und verändert werden kann. In einem MUD wird ständig herumgebastelt: Neue Gebiete und Abenteuer werden hinzugefügt, alte verändert, Spieler kommen und gehen, auch die virtuellen Bewohner – die sog. NPCs (Non Player Characters) – werden immer zahlreicher. Ein MUD ist niemals "fertig".
Aber ein MUD bietet wie schon
gesagt noch mehr:
Neben der virtuellen Welt mit ihren Abenteuern und teilweise
fremdartigen Bewohnern ist ein MUD auch eine Kommunikationsplattform
für Leute aus der ganzen (realen) Welt. Man unterhält sich,
schreibt Briefe oder Artikel in der virtuellen Zeitung, man lernt sich
kennen... Ein MUD bildet eine
eigene "Community", die nicht
nur auf die virtuelle Welt beschränkt ist. Die meisten MUDs
veranstalten regelmäßig Treffen, bei denen man sich auch
im RL (Real Life) kennenlernt.
Meinen ersten Kontakt mit MUDs hatte ich Ende 1997, als ich mich
zum ersten mal ins Silberland,
das größte österreichische Fantasy-MUD, einloggte. Seit
damals habe ich mir auch etliche andere MUDs angesehen, u.a. das
Morgengrauen, das Wunderland, das Unitopia, das FinalFrontier, und noch
einige andere, bis es mich schließlich im September 1998 ins
Beutelland verschlug. Dort begann ich
dann auch als "Magier" – das sind jene wahnsinnigen
Zeitgenossen, die ein MUD programmieren. Inzwischen bin ich zum
"Halbgott" aufgestiegen und kümmere mich in dieser
Funktion auch um die innersten Zusammenhänge des
Raum-Zeit-Gefüges, äh des Systems (MUDLib genannt)
.
Das wirklich interessante dabei ist, dass das Beutelland
auf Basis einer komplett neu geschriebenen MUDLib (der RoleMUD-Lib)
entseht, während in den meisten anderen MUDs eine bereits bestehende
Lib übernommen und "nur" die Gebiete und Abenteuer neu programmiert wurden.
Die Arbeit an der (noch lange nicht fertiggestellten) RoleMUD-Lib ist
für mich als Telematiker äußerst interessant und bietet
einige knifflige Programmieraufgaben.
Auf meiner Linkseite findest Du weitere Verweise zum Thema MUD. Genauere Informationen gibt es auch in der WikiPedia.