Heute gegen 17.00 Uhr ging in Budapest zuende, was man üblicherweise als
"eine Ära" benennt: der letzte Zug der Type UV zog in die Remise Budafok
ein. Dass der Abschied naht war schon seit einiger Zeit absehbar, aber nun
kam es doch ein wenig rasch. Vor wenigen Jahren prägte die Type noch das
Stadtbild, entweder mit zwei der vierachsigen Triebwagen Heck an Heck
gekuppelt, oder sogar TW+BW+TW - die Fahrt im zwischengereihten zweiachsigen
Beiwagen glich allerdings einem Höllenritt, von Laufruhe keine Spur :-)
In den letzten Jahren war ich immer wieder in dieser Wien so ähnlichen Stadt
und habe natürlich auch die Tram fotografiert - leider aber viel zu wenig,
Budapest liegt halt so greifbar nahe, da ist man halt nachlässig (und das,
obwohl ich seinerzeit wochenlang ganze Reiseführer dort fotografiert habe!).
Wie auch immer, nun brannte der Hut, und 17./18.8. hab ich einen kleinen
Ausflug eingeschoben. Das Wetter war prachtvoll wie meist auf meinen Reisen,
die Ausbeute erfreulich, vor allem habe ich endlich ausführlich gefilmt.
Anbei nur einige Appetithäppchen, die ganze Bilderpracht ist hier:
http://www.viennaslide.com/p/0730-hungary/Budapest/UV.html
Ein kurzer Exkurs zum Budapester Wagenpark: Ab 1956 baute Ganz 375 UV, noch
im Jahr 2000 standen ca 100 Stück in Betrieb.
Ab 1967 folgten dann die Ganz-Gelenkwagen, die in Doppeltraktion den Verkehr
am Mittleren Ring abwickelten; dieses Linienpaar 4&6 ist eine der am
stärksten belastete Oberflächenlinie in Europa.
1980-1984 folgten dann Tatrawagen aus den "sozialistischen Bruderstaaten",
allerdings wurde auch hier ein Sonderweg eingeschlagen:
Zweirichtungsfahrzeuge, im Osten sonst unüblich, auch die Steuerung war
abweichend vom sonstigen östlichen Standard.
In den 1990er-Jahren konnten aus Hannover gebrauchte Achtachser der Serie
6000 übernommen werden, die nun auf einigen östlichen Linien Budapests
unterwegs sind.
Am Ende der UV sind aber nun die neuen Siemenszüge schuld, die mit 54 Metern
die längsten Tramwaywagen der Welt sind. Ihr Einsatz verdrängte die
Ganz-Achtachser vom Mittleren Ring, die darauf folgenden Wagenverschiebungen
sowie Linienkürzungen wegen U-Bahn-Baustellen und einer Brückenrenovierung
machten die UV nun verzichtbar.
Während man heute in vielen Städten Europas auf die gleichen Wagen (in
verschiedenen Farben lackiert) trifft, waren die UV noch so typisch für
Budapest wie es die M-Dreiwagenzüge für Wien waren. Ihre Geräusche und
Gerüche waren Tramway pur, vom Tuckern des Kompressors vor der Abfahrt, der
Abfolge von warnendem Schnarren, einem Zischer und endgültigen Knall beim
Schließen der Türen bis zur hörbaren Bewältigung jeder Kurve, jeder
Steigung, jeder Haltestelle - bei uns ist ähnliches 1978 beim Ausscheiden
der M zu Ende gegangen.
Nun aber zu den Bildern von der Linie 47, der letzten, auf der die UV an
diesem Wochenende nun unterwegs waren.
2007-08-17_47_Lonyay_utca... zeigt die derzeitige provisorische Endstation,
die Strecke wurde wegen U-Bahn-Bauarbeiten vom Deak Ferenc Ter
zurückgezogen. Ab heute ist aber auch hier keine Tramway mehr zu sehen, nun
machen die Trams bereits vor der Donauquerung kehrt, da die berühmte
Kettenbrücke wegen Renovierung auch gesperrt wurde.
2007-08-18_47_Bocskai_ut... zeigt den UV in seiner ganzen Pracht, im
Hintergrund die U-Bahn-Baustelle am Moricz Zsigmont Körter.
2007-08-17_47_Budafok_Varoshaz_ter... ist die stadtferne Endstation, die in
dieser Form nun auch schon Vergangenheit ist; mit der Typenänderung auf
Linie 47 wurden die Gleisanlagen vereinfacht.
In den nächsten Tagen werde ich Euch mit weiteren Bildern aus Budapest
belästigen, ich hoffe, der kleine Ausflug weg vom "Stadtverkehr in Austria"
stört nicht allzusehr :-)
--
Harald A. Jahn
www.tramway.at
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